Archive for the '6. Zum Ziehen' Category

24
Okt
10

„Was, wenn…?“

Aufgeregt hetzte er durch seine Wohnung. Die neuen Klamotten in seinem Schrank, sie waren ihm wie ein Geschenk des Himmels.
Jeden morgen, wenn er Aufstand zur Arbeit, sprang er auf in Euphorie, um mit einem breiten Grinsen im Gesicht den Schrank zu öffnen und seine neuen, seine ersten Statussymbole, die er sich zulegen konnte, einfach nur zu bewundern.
Und sich vorzustellen, wie er vor seinen Freunden in ihnen glänzen würde, wie er sich wohl fühlen würde in ihnen.
Wie er sich in ihnen sicher fühlen könnte.
„Was wenn…?“, schoss ihm am Freitag Abend wieder einmal durch den Kopf, eine Frage, die ihn verfolgte, seit seinen Kindestagen.

„Was, wenn ich nach Hause komme und Papa hat wieder getrunken?“

„Was, wenn ich wieder nach Hause komme, ich Mama wieder bewusstlos und blutend auf dem Wohnzimmerboden finde?“

„Was, wenn Mami ihre Drohung wahr macht und sie die Schlaftabletten tatsächlich schluckt?“

Und wie immer bekam er Antworten auf seine Fragen, wie immer die grausamsten.
Mami schluckte die Schlaftabletten.
Papi hatte wieder getrunken.
Mami hatte in ihren letzten Atemzügen wieder blutend auf dem Boden um Gnade gewinselt.

„Was, wenn ich irgendwann alleine bin auf dieser Welt? Ins Heim? Auf die Straße?“

Diese Frage hatte sich praktischerweise gleich mit erledigt. Denn Daddy wanderte, wegen versuchtem Totschlag, zehn Jahre hinter schwedische Gardinen.
Er ins Heim.
Auf die Straße.
Ins Heim.

„Was, wenn Nachts die Tür wieder aufgeht? Wird es der Pfleger sein, sich lieb um mich zu kümmern? Oder die Großen, die mich einfach nur wieder zur Belustigung stundenlang quälen und demütigen?“

„Was, wenn es woanders vielleicht schöner ist, als hier mit den Menschen? Vielleicht, wenn ich die Augen nie mehr öffne, vielleicht darf ich dann ewig träumen?“

Aber diese Frage, deren Beantwortung mit einem Selbstmord zu vollziehen, dass stand für ihn nie zur Debatte. Denn er war alles andere als dumm, auch wenn es nicht direkt das Abitur war, so wahrte er sich doch in der harten Zeit im Heim alle Hoffnung auf eine Zukunft.
„Was, wenn sie mich eines Tages lassen?“, diese Frage machte es ihm warm ums Herz. Denn er verstand sehr wohl diese Welt, ihre Menschen und auch wenn der Weg noch so hart würde, er verlor nie die Hoffnung auf ein Leben, dass ihm einmal beim Aufstehen ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Denn er hatte ein Herz zum Kämpfen. Und er kämpfte. Immer mit der strikten Weigerung im Hinterkopf, sich selbst zu vergessen, er hatte es sich geschworen, er würde, wenn es ihn weist, immer zugunsten des Herzens entscheiden.

So nahm er sein letztes Geld, um an Anti-Nazi-Demos teilzunehmen. Oder nahm es gar, um es Katastrophenopfern zu spenden.

„Was, wenn sie wieder hinter meinem Rücken reden? Wenn sie wieder über meine zerrissene Hose und meine zerlatschten Schuhe lachen, sich amüsieren, ich solle mir doch erst einmal ordentliche Klamotten kaufen und dann erst den Bimbos helfen, oder die Welt retten?“

Ja, er hatte Angst. Denn an niemandem geht sie spurlos vorbei, diese willkürliche Demütigung, aus Langeweile. Aus Boshaftigkeit. Aus Neid.
Und er gab sein Geld trotzdem. Immer im Glauben, eines Tages würde er dafür belohnt, dann könne er lachen, ohne das er sein Herz dabei zwingen müsse zu weinen.
Und so kam es. Er kämpfte sich im Heim noch durch eine Lehre, bis er im dritten Lehrjahr immerhin nur noch fünf Tage des Monats hungern musste, um alleine in einer Bruchbude zu wohnen.

„Was, wenn sie mich besuchen kommen? Werden sie wieder über mich lachen, wenn ich mein eigenes Bett nicht benutzen kann, weil sie es mit Absicht total einsiffen und ich nicht mal mehr Klopapier habe, um es zu säubern?“

„Was, wenn sie wieder, mitten im Sommer, direkt am See, vor allen lachen? Warum ich nicht froh sei? Ich hätte mir ja mit meiner Bettwäsche wenigstens jetzt den Arsch abwischen können, wo ich sie eh nicht mehr brauchen kann…“

„Was, wenn sie wieder dabei ist, wenn sie mit ihnen gemeinsam über mich lacht?“

Sie, dieses eine, wunderschöne, hauchzarte, ganz besondere Mädchen.
Natürlich hatte man keine Hemmungen. Man lachte.
Es tat so weh, doch ebenso natürlich: Er kämpfte.
Und wurde belohnt.

Er bekam das Mädchen, sie erkannte die Sonne, die er sich in seinem Herzen, trotz allem, als einer der wenigen noch bewahrt hatte. Er konnte gar mit ins Haus ihrer Eltern ziehen und als er all seine Kraft nahm, all seinen Schlaf und jeden Pfennig opferte schaffte er es sogar, für die gemeinsame Zukunft, eine wahre Perspektive zu schaffen: Das Abitur in der Abendschule.

„Was, wenn ich nicht gut genug für sie bin?“

Diese Frage, sie zermarterte ihn jede Sekunde in der sie getrennt waren, die Narben die seine Vergangenheit ihm ließ, sie erinnerten ihn so sehr an das Gefühl der Einsamkeit, dass er sooft schon durchleiden musste. Doch er kämpfte weiter.
Und wurde wieder belohnt. Einmal sogar mit Glück.
Denn ein Gewinn am Pokertisch war schließlich die Initialzündung, um ihn endlich zu beginnen: Den Start in ein eigenes, freies, in jeder Sekunde seines Lebens hart erkämpftes, glückliches Leben.

Und so stand er nun da, an einem Freitag Abend. In seinen neuen Klamotten. Mit seinem neuen Handy. In seiner neuen, schicken Wohnung. Sich immer wieder „was, wenn….?“ fragend. Triumphierend, denn egal, was sie auch für Probleme haben würden, seine Freunde mit denen er verabredet war zum Feiern, mit ihm, mit sich, mit der ganzen Welt.
Sie konnten es nicht wieder an ihm auslassen. Sich an seinem Leid belustigen, sie konnten ihn nicht wieder in Gedanken durch seine traurige Vergangenheit jagen, treiben, so wie die Katze die Maus vor sich her hetzt.
„Was, wenn…“, die Frage, die ihm seit den jüngsten Kindesbeinen einen Schauer durch den Leib jagte, sie bereite ihm ein wunderbares Wohlbehagen.
Denn die Antwort lautet immer gleich: „Nichts! Einfach nichts!“
„So will ich alt werden“, waren seine letzten Gedanken, als er die Wohnung verließ.

Und es war ein toller Abend, alles wie immer. Bereits im Flur zur Wohnung seiner Kumpel roch es nach Stoff, wie immer saßen sie bereits tagelang zusammen. Wie immer war die Bude runtergekommen, wie immer verschimmeltes Essen auf dem provisorischen Tisch, der im Wohnzimmer stand. Ein mindestens zwei Wochen liegender, bereits die Raumluft mit Aroma füllender, schimmelnder Schinken, war alles, was neben drei Aschenbechern auf dem riesigen Pappkarton zu finden war.
Nur eins war nicht wie immer. Er scherzte mit, wenn einer Vorlaut wurde, erst vorsichtig, dann immer befreiter, zum ersten Mal in seinem Leben war er unter einer Gruppe Menschen und fühlte sich dabei nach und nach völlig frei von Angst.
Einmal, ganz ohne „was, wenn…?“

Bis er es sich wagte, eine etwas herablassende Bemerkung, über die Aufmachung seiner Freunde, in die Runde zu werfen.
Plötzlich Stille, im ganzen Raum. Zwar wagte es sich keiner, ihm contra zu bieten, denn sie würden in jeglichem Vergleich den Kürzeren ziehen.
Doch ihre Blicke, alle plötzlich auf ihn gerichtet, anvisierend, als wollten sie ihm sagen: „Der Tag wird kommen, an dem wirst du einen Moment wieder schwach sein. Das hast du nicht umsonst gemacht.“

„Was, wenn ich irgendwann wieder klein bin?“, so schoss es ihm durch den Kopf. Kurz darauf beschloss er schließlich zu gehen, denn in der eisigen Kälte, die seit diesem Moment in der Runde herrschte war keine gute Laune mehr möglich.
Dabei hatte er es nicht mal böse gemeint, schließlich wusste es ja gerade er, dass es keinen zum schlechten Menschen macht, nur weil seine Kleidung schlecht aussieht.
Er brauchte lange zum Einschlafen diese Nacht, denn nur dieser Blick, er ließ ihn im Dunkeln wieder fürchten, die Frage „was, wenn…?“, sie war wieder in allen Variationen und in aller ihrer Grausamkeit in seinem Kopf präsent.
Zwar versuchte er immer wieder, das Glück, dass er beim Verlassen seiner Wohnung am Abend noch verspürte mit in die gedankliche Waagschale zu werfen, doch es blieb ein Unbehagen bis zum Einschlafen.

Den nächsten Morgen erhellte ein Schrei das ganze Haus zur frühen Stunde, es war der Schrei seiner Freundin.
Hinter der Badtür, die schlicht beklebt war mit einem Zettel auf dem die Worte „es tut mir so leid“ standen, da hing er von der Decke. Leblos. In seinen guten Klamotten.
Der, der so viele Kämpfe austrug, austragen musste, sich nie umwerfen ließ, der, der immer das Herz hatte, um zu kämpfen.
Er war doch noch gebrochen.
An einem Blick seiner Freunde, an einer Nachrichtensendung. Und an einem schimmligen Schinken.
Denn er verstand diese Welt, er verstand die Menschen, die auf ihr leben.

„Was, wenn sie mir irgendwann doch nochmal glauben weh tun zu können?“

Dann würden sie ihm alles heimzahlen, was er eigentlich nie getan hatte. Sie würden es ihm wohl nie vergessen. Seine Vergangenheit.

„Was, wenn ich wieder der Schwächste bin?“

„Was, wenn die Dinge wohl unweigerlich so kommen, wie sie die Nachrichten in all der Verlogenheit derjenigen Menschen, um die sie sich drehen, ankündigen?
Was, wenn dieses beschissene Stück geschimmelter Schinken, nur ein Stück davon, der Anspruch wäre den ich stelle, einfach, weil ich es muss?
Neben diesen Menschen, meinen Freunden, die meinen bloßen Anspruch auf Gleichberechtigung mit einer gedanklichen Vendetta quittierten?“

„Was, wenn ich es trotzdem tun müsste, weil ich eben Hunger leide?“

„Was, wenn alle dann Hunger leiden?“

„Was, wenn ich dann wieder der Schwächste bin?“

„Was, wenn ich immer der Schwächste bleibe, nur weil ich mich weigere, der Stärkste zu sein?“

Er würde es in einer solchen Situation immer bleiben, der Schwächste.
Und es musste ihm klar werden: Der Tag wird doch noch kommen, an dem er sich entscheiden müsste, zwischen seinem guten Leben und seinem Herz.

„Was, wenn sie über mich lachen, wie ich, der Assi, wie er da hängt?“, fragte er sich.

Er kleidete sich deshalb noch eben in die neuen, schicken Klamotten.
Und entschied sich.
Wie immer. Für sein Herz.

 

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15
Apr
10

In Auszügen: „Traurig, aber wahr…“

Da ich nicht möchte, dass die kurzen Gedichte und Texte auf dem “Board” hinter dem Umfang meiner Geschichten einfach in Vergessenheit geraten, stelle ich hier vorerst nur eine “Leseprobe” dar, weiterhin kann ich so jedem Leser die Entscheidung leichter machen, ob, wieviel und wann er Zeit ins Lesen investiert.

Bei Interesse findet sich die Geschichte unter der Elternseite “5. Geschichten” meines Blogs, Punkt “5.5 Traurig, aber wahr…”.

Oder ihr ladet euch, wenn ihr wollt, die Geschichte einfach als .doc herunter, dazu müsst ihr nur den Link unter dem Auszug klicken. Viel Spass!

„Traurig, aber wahr!“, er hört es schon wieder. Wie oft hat er diese Geschichte erzählt in den letzten acht Jahren, hundert, vielleicht hundertwanzig Mal.
Diese Antwort, sie kam sooft, sie kam jedesmal so überzeugt, jedes einzelne Mal.

„Ein Feigling, sich einfach aus dem Leben zu verpissen“, auch diese Wort vielen oft. Alleine diese Worte über einen toten Freund zu hören, es hat ihm sooft den Schlaf geraubt in der Nacht. Denn er weiß, sein Freund war kein Feigling.

(…)

Die traurige Wahrheit? Dieses Gefühl. Er hatte tatsächlich Recht.“

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R.I.P. Entscheidet selbst. Diesmal bitte richtig.

29
Mär
10

In Auszügen: „Endlich 18“

Da ich nicht möchte, dass die kurzen Gedichte und Texte auf dem “Board” hinter dem Umfang meiner Geschichten einfach in Vergessenheit geraten, stelle ich hier vorerst nur eine “Leseprobe” dar, weiterhin kann ich so jedem Leser die Entscheidung leichter machen, ob, wieviel und wann er Zeit ins Lesen investiert.

Bei Interesse findet sich die Geschichte unter der Elternseite “5. Geschichten” meines Blogs, Punkt „5.4 Endlich 18”.

Oder ihr ladet euch, wenn ihr wollt, die Geschichte einfach als .doc herunter, dazu müsst ihr nur den Link unter dem Auszug klicken. Viel Spass!

Endlich 18

„Morgen“, betritt er freudestrahlend die Küche, genau wie an jedem anderen, gewöhnlichen Morgen auch.
„Morgen, HAPPY BIRTHDAY“ fällt ihm seine Mutter direkt um den Hals, denn heute ist keiner dieser anderen, gewöhnlichen Morgende.
Es ist sein Geburtstag. Der 18. So lange hatte er sich auf diesen Tag gefreut. Pläne waren längst geschmiedet.
Was er bis zu diesem Tag alles geschafft haben wollte. Was er ab diesem Tag alles schaffen will.

(…)

So sehr er sich auch über die vielen Glückwünsche freut, die er im Laufe des Tages entgegennehmen darf, über die Geschenke, die Angst diesmal wieder nichts von seinem Vater zu hören, sie ist zu groß, größer als das bisher je der Fall war.

(…)

Ein Wunsch ist ihm in Erfüllung gegangen. Der Tag seines achtzehnten hatte tatsächlich etwas verändert, auch wenn er noch nicht wirklich deuten kann, was diesen Gedanken hervorruft, so kann er es doch in aller Deutlichkeit fühlen.
Erstaunlicherweise ist er sogar gut gelaunt, was zum einen daran liegt, dass seine Mutter ihn aus Mitleid an diesem Morgen nicht wie gewöhnlich mit aller Gewalt versucht, in die Schule zu verfrachten.

Zum anderen ist die gute Laune bedingt durch die Vorfreude auf etwas, auf ein Gefühl, von dem er sich eigentlich geschworen hatte, er würde es nie kennen lernen: XTC.
Die Vorfreude auf das Gefühl, dass ihm einfach unbeschwertes, durch nichts belastetes, von ihm sonst ungekanntes Glück bescherte, sie reicht um die Geschehnisse des gestrigen Tages zu vergessen. Für den Moment.

(…)

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Bleibt zu sagen: Entscheidet selbst. Nur tut es richtig ;-P

27
Mär
10

In Auszügen: „Auf immer Wiedersehen“

Da ich nicht möchte, dass die kurzen Gedichte und Texte auf dem “Board” hinter dem Umfang meiner Geschichten einfach in Vergessenheit geraten, stelle ich hier vorerst nur eine “Leseprobe” dar, weiterhin kann ich so jedem Leser die Entscheidung leichter machen, ob, wieviel und wann er Zeit ins Lesen investiert.

Bei Interesse findet sich die Geschichte unter der Elternseite “5. Geschichten” meines Blogs, Punkt “5.3  Auf immer Wiedersehen”.

Oder ihr ladet euch, wenn ihr wollt, die Geschichte einfach als .doc herunter, dazu müsst ihr nur den Link unter dem Auszug klicken. Viel Spass!

Auf immer Wiedersehen

Ein Tag wie jeder andere. Nicht wie der Tag eines jeden Anderen, doch für ihn haben die Stunden, die hinter ihm liegen, nichts ungewohntes mehr.
Mit den Gedanken beim Wahnsinn. Wo er begann, wann er enden könnte. Mit den Gedanken bei seinem Tod. Wann er begann, wann er begonnen hat zu sterben.
Nur auf dem Weg zwischen Spiegel im Bad und dem Fenster in seinem Zimmer fühlt er sich, als sei er auf der Reise aus dem Leben Richtung Unendlichkeit.
Als würde auf diesem Weg sein Leben immer und immer wieder ablaufen in dem sprichwörtlichen Film kurz vor dem Eintreten des Todes, immer und immer wieder.
Nicht in Sekunden, nicht in Minuten, inzwischen nicht mal mehr in Tagen. Jahrelang, immer und immer wieder.

(…)

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Wie immer sage ich: Entscheidet selbst. Nur tut es richtig ;-P

27
Mär
10

In Auszügen: „Ausgeträumt?“

Da ich nicht möchte, dass die kurzen Gedichte und Texte auf dem “Board” hinter dem Umfang meiner Geschichten einfach in Vergessenheit geraten, stelle ich hier vorerst nur eine “Leseprobe” dar, weiterhin kann ich so jedem Leser die Entscheidung leichter machen, ob, wieviel und wann er Zeit ins Lesen investiert.

Bei Interesse findet sich die Geschichte unter der Elternseite “5. Geschichten” meines Blogs, Punkt „5.2 Ausgeträumt?„.

Oder ihr ladet euch, wenn ihr wollt, die Geschichte einfach als .doc herunter, dazu müsst ihr nur den Link unter dem Auszug klicken. Viel Spass!

Ausgeträumt?

Morgens, kurz nach halb zehn. In Deutschland.
Leicht verkatert erhebt er sich aus seinem Bett, ohne wirklich zu wissen, was das Unwohlsein bedingt, das ihm auf den Magen schlägt.

Ohne wirklich zu wissen, was er gestern eigentlich getan hat. Beim Versuch, sich zu erinnern, erinnert er sich gelesen zu haben.

In einem Buch, er erinnert sich gekommen zu sein bis Seite sieben, sie handelte vom Tag der Ruhe. Also muss er beschlossen haben zu ruhen, denn schließlich haben wir nun Sonntag.

Beim Blick durch sein Zimmer fällt ihm auf, das zwar nichts zu fehlen scheint, doch alles ist bedeckt von Staub. Es ist so staubig, dass die Gegenstände, die ihm eigentlich so viel bedeuten, durch die er bedeutet, gar nicht mehr zu erkennen sind.

(…)

“Noch schnell das Radio an, da geht das mit dem Putzen gleich nochmal leichter von der Hand“, doch bei der Einstellung des Senders ärgert er sich kurz.

Auf allen Kanälen das Gleiche zu hören, nichts als sirenenhaftes, sich dauernd wiederholendes Singsang dröhnt aus seinen Boxen.
„Egal, man gewöhnt sich an alles“, denkt er sich und als die kreischenden Hochtöne das Glas seiner ihn mit der Aussenwelt verbindenden Fenster zum Bersten bringen, ist er endgültig überzeugt, das Radio anzulassen.
„Von wegen viel Lärm um nichts“ denkt er und um nicht das Risiko eingehen zu müssen noch einmal Scherben zu kehren, nimmt er einfach Bretter und nagelt sie zu, die geblieben Löcher in der Wand, „schließlich heizt man ja nicht für die Katz“.
Trotz der Unmengen an Staub, die sich nach wie vor in seinem Zimmer befinden, macht er sich wegen Belüftung keinen weiteren Kopf, schließlich kann er ja noch die Tür aufreissen.

Als er also seinen Spiegel gereinigt hat, „endlich“, beginnt er auch direkt und in aller Ruhe mit der Körperpflege, wie gewohnt.
Duschen. Cremen. Stylen. Vor den Spiegel. Wohlfühlen.

(…)

Hastig beginnt er in die Tasten zu trommeln, will seinen Freunden von seinen Sorgen  berichten, doch das Unbehagen wird noch größer, als er plötzlich das Gefühl bekommt alles und jeden gesehen zu haben, aber nix und niemanden zu kennen.

Als er für einen Moment das Gefühl bekommt, nicht nur er hätte sich vor der Welt abgeschottet, sondern auch die Welt vor ihm.
Als er plötzlich das Gefühl bekommt, der eigene Gedanke, um den Nutzen seiner Augen, könnte auch in den Köpfen seiner Mitmenschen umhergeistern.

„Was, wenn auch sie ihre Augen nur benutzen, um zu sehen, was man sieht, sieht man sie? Nicht um wirklich zu sehen?“
“Was, wenn alle“, wie er es selber tut, „ihre Ohren nur benutzen, um wegzuhören?“

„Was, wenn alle den Mund nur benutzen um zu widersprechen oder mit sich selbst zu sprechen?“

Wie er es selber tut.

(…)

„SETZ DICH“, nicht nur so laut wie der Donner, sondern einschlagend wie ein Blitz, er kann nicht weiter, fällt zurück, auf die verstaubte Couch, frierend, wie schockgefroren, gleichzeitig darbend, als würde er in der Hitze seines Zimmers braten.

Hypnothisiert von den rhythmischen Schreien seiner Lieben, die aus dem Radio winseln.

Wie das auf Tonträger gebannte, wahrhaftige Lied des Todes.

(…)

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So, entscheidet wieder selbst. Nur tut es richtig ;-P

26
Mär
10

In Auszügen: „Es wird Zeit.“

Da ich nicht möchte, dass die kurzen Gedichte und Texte auf dem „Board“ hinter dem Umfang meiner Geschichten einfach in Vergessenheit geraten, stelle ich hier vorerst nur eine „Leseprobe“ dar, weiterhin kann ich  so jedem Leser die Entscheidung leichter machen, ob, wieviel und wann er Zeit ins Lesen investiert.

Bei Interesse findet sich die Geschichte unter der Elternseite  „5. Geschichten“ meines Blogs, Punkt „5.1 Es wird Zeit„.

Oder ihr ladet euch, wenn ihr wollt, die Geschichte einfach als .doc herunter, dazu müsst ihr nur den Link unter dem Auszug klicken. Viel Spass!

Es wird Zeit.

Er öffnet die Augen. Er findet sich wieder in einem Szenario, welches ihm unbekannt scheint. Jedoch fühlt er sich nicht, als wäre er Fehl am Platz.Ein Raum, hohe Mauern. Aus grauen Steinblöcken. Ein roter Teppich ziert den kalten, harten Boden – aus dem vermutlich selben Material wie die Wände – zumindest ein wenig. Er lehnt an der Wand, lässt einen Blick durch den Raum schweifen. Lauter Unbekannte, nur Männer, wie es scheint. Ob er sich bloss einbildet, ein ganzes Stück kleiner zu sein, als alle dieser anwesenden Männer? Er ist sich nicht sicher. Ob er sich bloss einbildet, alleine zu sein in diesem mit Menschen gefüllten Raum? Auch hier ist er sich nicht sicher. Ein wenig fühlt er sich, als sei er zwar anwesend, jedoch gebannt in die Rolle eines bloßen Zuschauers.

Er blickt sich weiter um, und, in der Mitte des Raumes, endlich ein vertrautes Gesicht. DAS Gesicht. IHR Gesicht.

(…)

Er öffnet die Tür. Und was er zu sehen bekommt, es ist schlimmer, als er es je hätte befürchten können.

Lediglich zwei Menschen im Raum. Sie. Auf dem Schoss eines Typen, den er nicht kannte, so finster anmutend, eine Anziehung auf sie auswirkend, die ihm das Gefühl vermittelt, sie wäre gebunden an seinen Schoss. Sie bemerkt ihn zuerst gar nicht, streichelt das Haar des Unbekannten, zärtlich, wie hypnotisiert.

Blickt ihm dabei mitten in die Augen. Würdigt ihn dabei keines Blickes. Hilflos muss er ansehen, wie die Hand ihres neuen Angebeteten immer wieder auf und ab fährt auf ihren Schenkeln, kurz vor ihrem Ziel wendend. Immer und immer wieder. Plötzlich dreht sich ihr Blick. „Ich bin es“ will er sagen, doch er blickt in die Kälte. In Herabwürdigung. Als würde sie versuchen ihn hinauszuwünschen, mit diesem kalten, für sie völlig fremden Blick.

(…)

Plötzlich Schreie. Sie fleht. Sie winselt. Kreischt, die erbarmungswürdigkeit ihrer Rufe bricht ihm das Herz.

Alleine die Vorstellung, was gerade in den zurückgelassenen vier Wänden ablaufen könnte, sie ist so real und grausam, dass er sie nicht ertragen kann.

Er schließt die Augen, während des Rennens, als könne er die Bilder einfach vergessen. Verdrängen, was er nicht mal leibhaftig mit angesehen hatte.

(…)

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So, entscheidet selbst. Nur tut es richtig ;-P



24
Mär
10

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Ein geschriebens Bild, leider schwer umsetzbar mit dem Textprogramm hier. Deshalb: Zum Ziehen.

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Bedeutet im Klartext: Teilen? Jederzeit! Zerteilen? Kein Stück! Alles, was hier an Texten erscheint, ist geschrieben ohne kommerziellen Hintergrund und in diesem soll es auch bleiben.
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