Archive for the '9. Einsichten' Category

08
Okt
11

Einsichten (I)

Neu als Kategorie auf meinem Blog, „Einsichten“. Weil ich es einfach sagen will, selbst mit ein paar Fehlern. Weil ich glaube, dass man es lesen will, selbst ohne Gegenlesen. Weil ich davon träume, dass man es hören will, selbst von mir. Weil es doch zu machen sein muss, selbst von uns.

Im Juni des Jahres 2010 kommt es zu einer scheinbar unbedeutenden, scheinbar banalen Begegnung zweier Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Einer reist als Held um die ganze Welt, überall, wo er einen Fuß auf die Erde setzt, wird der Boden angebetet, auf dem er sich fort bewegt. Überall auf der Welt könnte er sich jederzeit alles leisten, was sich nur leisten möchte. Jeden Traum, den er nicht mal mehr als Traum bezeichnen müsste, weil er ihn einfach in Erfüllung gehen lassen könnte, wenn er einfach nur wollte, nur einen Fingerschnipps weit entfernt.
So geht er einfach an ihm vorbei, einem Menschen, für den genau das Gegenteil von dem gilt, was für seine eigenen Bedürfnisse gilt. Und wird von diesem angebetet. Unvergesslich wäre der Moment, bekäme er nur eine einzige Sekunde der Aufmerksamkeit dieses Helden, unvergleichlich die Art und Weise, wie dieser Mensch die Freude, über die bloße Anwesenheit des Helden, bereit ist mit der ganzen Welt zu teilen. Unglaublich wie man seine Begeisterung bis in alle Teile der Welt spüren kann, Begeisterung nur darüber, einen solchen Helden einmal gesehen haben zu dürfen, in Ausübung seiner Heldenpflichten.
Für den Helden ist er ein Mensch, wie jeder andere auch. Schließlich kann er, unter Berücksichtigung seiner Pflichten, nicht jeden Menschen mit einer Sekunde seiner wertvollen Zeit einfach so ein Leben lang beschenken. Schließlich hat er Wichtigeres zu tun.
Längst sind beide wieder in ihrer Heimat angekommen,
Doch was ein wahrer Held ist, gibt sich nie mit bereits Getanem zufrieden. Und Aufmerksamkeit kann man schließlich nicht genug haben. Schon gar nicht dieser eine, besonders heldenhafte unter Ihnen, wahrscheinlich kein ganz dummer der Zunft, der bemerkt, dass es gar nicht so heldenhaft ist, wenn man als Kind aufgezogen wird, um bis ins beste Alter einfach nur gegen einen Ball zu treten. Um danach, gut genährt, bestens behütet und natürlich weiterhin angebetet, seinen Lebensabend zu feiern, nebenbei diesen noch weiter zu veredeln, indem er weiter über das kicken redet.
Irgendwie zweifelt  er auch daran, dass er wirklich etwas zu sagen hat, nur weil man ihm ständig und überall von den Lippen ließt. Denn die anderen als heldenhaft gefeierten, nicht ganz so mit der Bürde des Denken-Müssen belegten Mitstreiter, sie könnten jederzeit sagen, was er immerzu zu sagen hat. Ohne Abstriche. Obwohl er insgeheim selber wohl denkt, wie es jemand schaffen kann, sich tatsächlich ein siebenstelliges Millionengehalt zu wirklich zu verdienen, obwohl sie nicht mal zwei Sätze geradeaus reden können. Geschweige denn diese eigenständig vorzudenken.
Also beschließt er, übermannt vom eigenen Edelmut, doch einfach ein Buch zu schreiben. Um zu helfen. Anderen, jungen Menschen zu helfen. Dabei lässt er sich natürlich beraten, wer kann solche Verantwortung schon alleine tragen.  Bild dir deine Meinung. Am Ende steht ein Buch, indem Menschen beldeidigt werden, ohne dass das jemals im Sinne des Phillipp, der ein oder andere wird ihn kennen, überhaupt beabsichtigt war. Falsche Trainingsmethoden werden enthüllt. Skandal. Rudi Völler hat zu viel Lockerheit an den Tag gelegt. Skandal.
Skandal. Skandal. Skandal. Gut, geholfen  ist keinem. Nicht mal Phillpp, der sich mit der Einsicht begnügen muss,  dass es wohl einfach am heldenhaftesten ist, sich für Dinge, für die man im Grunde genommen selber gar nichts kann, weil sie ein Geschenk waren, von Anfang bis zum Ende, anbeten zu lassen.
In der Zeit ist der völlig unbedeutende, mit der einmaligen Anwesenheit unserer Helden gesegnete Afrikaner natürlich auch längst in seiner Realität angekommen, erkennen zu müssen, was es heißt, wenn es wirklich bedeutet.
Bedeutet Hunger zu haben. Seine Kinder sind bereits verhungert. Seine Frau, geschwächt vom HI-Virus, wird wahrscheinlich den Monat, die Woche, den Tag nicht überleben. Und so bleibt er, bis zum eigenen Hungertod zurück, mit der Erinnerung an ein Leben, indem er nichts erleben durfte als Not, Leid und Elend. Nur diesen einen Moment, den nimmt er mit in sein Grab, als das Größte auf Erden. Als er ihn gesehen hat, sehen durfte, seinen Helden. Und so geht er, wie es zehntausenden Menschen um ihn herum nicht gegönnt, mit einem Lächeln auf den Lippen und sogar einem Gefühl der Dankbarkeit, für diesen einen Moment, in sein erbärmliches, Leid erfülltes Ende.
Während Samstags, 15:30, der Held, dessen Schicksal es ihm Nahe legte, etwas für andere Menschen zu bedeuteten, bejubelt von 80000, davon niemals Notiz nimmt.
Er hat mehr Geld, als er Zeit hätte., es auszugeben. Und selbst wenn, könnte er niemals die Zeit haben, auch nur annähernd sinnvoll zu nutzen, was er sich anschafft, bei alldem, was er zu bedeuten hat.
Kurzum: Er würde nicht merken, wenn er am Ende des Tages einen Monatslohn weniger hätte, so hart  es auch verdient ist. Er würde ein ganzes Jahresgehalt niemals missen, hätte er es einfach nie verdient. Er würde sich nicht beschweren, hätte er nur die Hälfte von dem, was nun hat, wenn er es einfach nicht hätte.
Er würde es niemals vergessen, wenn er erkennen könnte, wie viele Menschenleben er retten könnte, gäbe er nur eines seiner Jahresgehälter.
Man würde es ihm nie vergessen.
Täten nur drei seiner Heldenkollegen das Gleiche, die heroischsten unter ihnen, würde der Verzicht auf eines ihrer Jahresgehälter bedeuten, dass Menschen in Not 50 Million Euro bekämen für das Notwendigste.
Täten es alle, gar nicht auszumalen. Wie viel Leid, wie viel Elend, wie viele angeblich besiegelte Schicksale zu verhindern wären.
Ohne dabei jemanden unglücklich machen zu müssen, im Gegenteil.
Ich weine vor Freude, weil ich Menschen sehe, die vor Freude weinen, weil ihr Leben gerettet wurde. Menschen die weinen vor Freude, weil sie einmal das einmalige Gefühl haben durften, das Einzigartigste, das Bedeutenste von allen – wenn man  ihnen sagt „du warst es, der mein Leben gerettet hat.“  Wenn man sich einmal im Leben nur so fühlen darf, als hätte man es  genau dies gesagt zu bekommen wirklich verdient.
Und ich glaube daran, dass es möglich ist, weil ich glaube, dass auch andere Menschen diese Tränen vergießen, wenn man sie nur dazu inspiriert.
Philipp, vielleicht würde eine einzige Seite, ein einziger Aufruf nur reichen, dich verdientermaßen unsterblich zu machen.
Denn es ist wohl der Phantasie eines jeden einzelnen überlassen, sich auf die grausamen Ungereimtheiten dieses Lebens einen wahrlichen Vers zu dichten.

Sebastian Deya




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