Archiv für Juni 2012

27
Jun
12

Zweckdarwinismus

Wie eine Schnur
zieht sich Auto an Auto
zwischen zwei Dörfern
zwei Kilometer nichts
dort sehen sie mich
auf Krücken
mit gerissenem Meniskus
Gips vom Fuß bis zur Hüfte
wie ich mich abmühe
von Ortsschild zu Ortsschild

Und wieder habe ich
bis einen Meter davor
zum letzten Auto
so fest an euch geglaubt
wenigstens an einen
der wenigstens anhält
hilfsbereit
um zu fragen
ob er behilflich
sein könne

Ihr hättet ja nicht einmal
Hilfe aufwenden müssen
schließlich lag ich doch
sozusagen
fast am Weg

Doch auch wenn es mich
wirklich traurig macht
wie egal ich euch bin

Ich sehe es menschlich
diese Gleichgültigkeit
sie ist wohl lediglich
der Fluch
eurer technischen Überlegenheit

Vielleicht passe ich ja
wenn ich eines Tages
keine Kraft mehr habe
den Weg zu Ende zu gehen
so wenigstens einmal
mit ins Boot

Denn ich sehe es menschlich
nein, natürlich hättet ihr
dann nichts für mich tun können,
wie auch?

Vom hohen Ross
eurer Evolution
erscheint es doch nur logisch
schließlich heißt es
nicht umsonst
survival
of the fittest

26
Jun
12

Anonymous der Große

Noch hab´ ich diesen Traum vom Leben
in dem Fanfare und Trompetenschall
eine Bewegung lässt die Erde beben
so wird der letzte Tanz ein Maskenball

Der Mensch er kommt um aufzufallen
aus tausend Hälsen eine Stimme in Liedern
alle für einen und einer aus allen
Menschenkette aus gleichgroßen Gliedern

Wenn wir Schulter an Schulter dann stehen
werfen sie wie Hunden weiter ihre Brocken
doch beeindrucken keinen, wohin sie sehen
wird ein Schuh so aus den letzten Socken

Selbst wenn dieser verlockende Duft
der Macht zieht aus ihrem Garten
wir entscheiden uns für frische Luft
werden auch noch auf den Letzten warten

Und die gerade noch gespottet voll Hohn
sieht man hinter gold´ne Tore rennen
die bisher sicher schützten ihren Thron
deren Schlösser werden niederbrennen

Tanzend um´s Feuer dieser Revolution
in dem Gold und Geld und Luxus brennen
sind alle gleicharm ist kein Neid der Lohn
der Mensch kann alles so sein Eigen nennen

Geht Morgens am Horizont die Sonne dann auf
nehmen sie nach und nach die Masken runter
und jeder ist jemand, alles nimmt seinen Lauf
man reibt sich die Augen, alles scheint munter

Wenn sie wirklich strahlt nur um zu wärmen
kann das Windrad sich im Winde drehen
wird der Schwärmer voller Liebe schwärmen
sieht´s dort einfach nur für alle stehen

Jeder holt sich dann sein kleines Stück
fängt sich mit Speck dann seine Maus
vom großen Ganzen so wieder zurück
baut jede Familie ihr kleines Haus

Über Kaminen grinst eine Maske im Schimmer
„guck´, der war ich mal, dieser Eine!“
voller Stolz, denn jedes Kind hat ein Zimmer
„keiner wurd´ Einer, gab´ jedem das Seine!“

So stößt man Abends dann gemeinsam an
„auf unser glanzloses Schlaraffenland!“
„Auf diesen Niemand. Seinen Nebenmann,
weil er der Versuchung widerstand!“

16
Jun
12

Warum ich nie Professor werde? Weil ich immer alles besser weiß.

Zum Glück sind wir Menschen
die immer besser
zu helfen wissen
dank unserer Wissenschaft

Wie dieser Frau, die
vom einen auf den anderen Tag
plötzlich nicht mehr sie selbst war
unerklärlicherweise
begann sie zweifelnd zu zerbrechen
vor aller Augen
bis sie eines Tages
verzweifelt
aus dem Fenster sprang
weil sie zu wissen glaubte
ein außerirdisches Ufo
gesehen zu haben
wo sie es doch eigentlich
besser wissen müsste

So übergab man sie
in die Hände von Menschen
die es besser wissen
fesselte sie an ein Bett
betäubte sie mit Drogen
dank derer sie nicht mehr weiß
was sie glaubte nur
vielleicht zu wissen
ihre Selbstzweifel sind so gebannt
dank der Wissenschaft

Außer Gefahr vegetiert sie dahin
bis sie alt und grau ist
nicht mehr in der Lage zu erkennen
das sie so, wie sie heute lebt
lieber Tod wäre
als weiter gerettet zu werden
vor dem Tod
den sie sterben wollte
als sie sich das letzte Mal lebendig fühlte
so ist die Suizidgefahr gebannt
dank der Wissenschaft

Wie verrückt kann man sein
frage ich mich
weil ich mich plötzlich frage
haben wir eigentlich
dank der Wissenschaft
nicht alle schonmal Ufos gesehen
von denen wir heute glauben zu wissen
es kann sie nicht geben
wo wir sie doch lange schon selber erbauen
um auf anderen Planeten
nach Fremdem Leben zu suchen
um dort vielleicht eines Tages
als Außerirdische genannt zu werden
von denen wir heute glauben zu wissen
das sie ganz sicher nicht existieren

Wenn wir also irgendwann
das erfolgreich gesucht hätten
von dem wir heute glauben zu wissen
das man es morgen finden könne
könnten wir es nicht
heute schon besser wissen?

Denn, wovon wir heute glauben
ganz sicher zu wissen
man könne es nicht wissen
von dem wollen wir gleichzeitig hoffen
es morgen doch wissen zu können

Ach, zum Glück sind wir Menschen
die sich selber zu helfen wissen
dank der Wissenschaft
die alles beweist
was wir heute glauben
zu wissen
dank der Wissenschaft
die uns doch daran glauben lässt
morgen unglaubliches wissen zu können

Dank der Wissenschaft
die eine Frau vergessen lässt
weil sie heute nichts mehr weiß
von dem, was sie gestern vielleicht wusste
was wir womöglich morgen alle wissen könnten
dank der Wissenschaft
die uns heutzutage glauben lässt
das wir es besser wüssten

was noch zu beweisen wäre

02
Jun
12

Tischlein leck mich

Das er hart
wie Granit sein wird
der Beton
auf dem ihr
immer wieder herumkaut
ihr werdet es
spätestens merken
wenn es endgültig dann
zu spät ist
und ihr euch
mit einem Mal
alle Zähne gleich
daran ausgebissen

Immer weiter
härtet er aus
während man
mit Materialglasur
verzierend
zur Not auch
die letzte Glaubensrosine
aus ihm herauspickend
versucht
ihn schmackhaft
erscheinen zu lassen

Das Süßes dann
alleine nicht mehr gehaltvoll
genug sein kann
weil man es
unverdaut ausscheidet
was man am Ende
gänzlich ungekaut
zu sich nehmen muss
wenn es der Hunger noch
so sehr reintreibt

Ihr werdet es dann
spätestens merken
wenn ihr zahnlos
selbst
vor dem gedeckten Tisch
nicht mehr wisst
wie ihr noch
satt werden könntet
wenn euch
Nichts
bleiben wird
außer der bittere Nachgeschmack
in dem Gefühl
am Verhungern zu sein




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