Archiv für Juni 2015

30
Jun
15

Soul Survivor

Fühlt man die dürre Erde beben,
hört man sie wütend schnaufen,
ist man so frei sich hin zu geben,
anstatt einfach weg zu laufen

oder sich bei ihnen einzureihen,
weil man von innen sicher spürt,
man könnte es sich nicht verzeihen,
wohin die Raserei uns führt,

dann siehst du das Unheil kommen
unter einer Wolke tobend Staub,
dann macht die Angst dich benommen –
schließ die Augen! Stell dich taub!

Es wirft dich alsbald in den Dreck
und du liegst schutzlos da,
fegt man dann über dich hin weg,
wird dir aber so auch bald klar:

Egal, wie’s kommt, es liegt bei dir,
denn du kannst kämpfend strampeln;
der Mensch, er ist kein Herdentier,
er kann bloß vorwärts trampeln!

30
Jun
15

Trotz Allem

Dieses Eine unter 1000 Gefühlen,
das nicht verebbt im Kühlen,
diesen Einen unter 1000 Küssen,
den wir wirklich haben müssen,
diese Eine unter 1000 Frauen,
der wir dann doch vertrauen,
diesen Einen unter 1000 Männern,
trotz den ganzen Machopennern,
dieses Eine unter 1000 Leben,
dessen Sinn wir noch erheben,
diese Zwei unter 1000 Händen,
die garniert mit schönen Lenden,
diesen Einen unter 1000 Wegen,
der nicht endet bloß im Regen,
dieses Einmal unter 1000 finden,
unter Hunderten die schwinden,
ist die Kunst durch’s Leben zu gehen:
Trotz allem nichts zu übersehen.

30
Jun
15

König Alex Voll von Pfosten der I. (und das Letzte)

Es war einmal ein Blaublutbaron,
von Kopf bis Fuße hässlich
regierte er von seinem Thron
nur brutal und grässlich.

Gesaugt durch einen Schlauch,
lief das Mark vom Erdenkuchen
direkt in seinen fetten Bauch,
wonach die Menschen seither suchen.

Und Lawinen hat er los getreten
und was fühlte er sich prächtig!
Wenn sie frierend war’n am Beten,
ja dann, ja dann, da war er mächtig!

Bis bei Nacht im Menschenwimmern
unter’m vollen Mond,
ein Gerücht aufkam, das in den Zimmern
gleicher Eier nun ein andres wohnt.

Es sollte sich aus Lebensketten,
weil es geboren wurde frei,
sprengen und suchen, was sie hätten
wären diese Fesseln entzwei.

Da sprang der Fürst in die Rüstung
und steckte fest! Die dicke Sau!
So schrie er eben von der Brüstung,
ja… äh.. töten… so!…so!… genau!…

Was quälten sie das arme Kind!
Da verließ den Adel das Niveau,
er kramte vor sein Szepter geschwind,
doch: Keine Seele? Keine Libido!

War’s halt nichts mit Onanie!
Das Kind, bewaffnet mit nem Knüppel,
das erfeute ihn genug, und wie,
wenn’s davon schlich, wie ein Krüppel

und wieder kam es dann als Narr.
Sie spotteten, spuckten, lachten,
strahlend stand wer gottgleich da
und dachte sich, wie toll sie’s machten.

Eines Tages kam der Jung als Ritter,
nie verließ ihn je der Mut,
im Auftrag fern geliebter Dritter
verlor er dabei so viel Blut,

da nahm der König ihn zur Hand
und versuchte ihn nochmal zu reiben!
Doch kalt wie vor ihm diese Wand,
musste er halt schlaff bleiben.

Nacht.„Ans Fenster? Ein Gewitter!“
Oben ohne und in Jogginghose,
erschien ihm ein Gedankensplitter
und es kroch der grandiose

König in sein Bett.
Mit den Beinen angewinkelt,
dacht er im Himmlbett, er hätt,
sich vor Angst glatt eingepinkelt.

Er schickte einen armen Tor,
der sein Dieneräffchen auch,
zum Türbewachen einfach vor,
in die Schnauze! In den Bauch!

Zack! Und weg vom Fenster!
Gegen das Schwert der Garnison
und allerhand Gespenster,
gegen Spott und blanken Hohn,

runter! Rauf! Rauf! Runter!
Vom Fuße an der Treppen!
Einmal schrie er noch laut munter:
„Ich werde mich zu dir schleppen“,

bis plötzlich das Bild verschwommen.
Der fette Herrscher grinste dämlich.
Der Junge, der war umgekommen!
Das wusst er! Klar! Und nämlich!

Wie stolz er da vor ihm stand,
die Brust, sie wollt nur raus gehen,
plötzlich sah er in der toten Hand
auf einem Zettel „Arschloch!“ stehen:

„Könnte Hässlichkeit nur schnell rennen,
dein Arsch, er schafft es nicht,
vom Startplatz aus je los zu rennen,
während dein Face Rekorde bricht!“

Aus dem Sarg ertönt ein Lachen
und das fette, alte Wrack
sah man durch’s Seeleneise krachen.
Er sank dahin wie’n nasser Sack.

So ging der junge Mann, fast neu geboren,
vorbei an erblassten, finstren Minen
und dacht: Naja! Vielleicht verloren!
Doch noch immer fett am grienen!

29
Jun
15

Falsch informiert

Die Schule findet die Talente,
fast keins wird nicht zerstört –
einbetoniert in Fundamente
schlägt man Wurzeln ungehört.

Gute Worte sind die halbleeren,
doch ihr Tod ist das Wörterbuch,
weil Definitionen sie beschweren,
flüstert’s unter’m Leichentuch.

Und auch geballtes Wikiwissen
ist nichts, was lange bleibt,
denn drin bleibt nur beschissen,
was man ohne Grund hin schreibt.

29
Jun
15

Über wuchert

Wachsen Worte auf Hintergedanken,
statt aus kreativem Trieb,
dann werden sie eng den Sinn umranken,
als hätten sie ihn furchtbar lieb.

So kann man vielleicht logisch klingen,
doch verstanden werden? Nein!
So kann die Absicht uns anspringen,
rammeln dann am Weg das Bein,

so kann man sich dran aufschwingen,
doch führen nicht zum Glück,
so können Worte nicht weit bringen,
von dir aus nur zu dir zurück,

so kann man nicht sehr weit sehen,
nur bis zum eignen Tellerrand,
so können sie sich um sich selbst drehen,
rund um deinen Punkt und Stand.

Deshalb warte ich allein mit meiner
Wortidee auf unsre Zeit,
kommt sie nicht? Kommt halt keiner!
Doch wir machen uns bereit!

Bald wird der letzte Vorhang fallen,
bald sind die roten Rosen aus,
bald schallt das Wort, das sich vor allem
verneigen will – außer Applaus.

28
Jun
15

P.S.: I love you!

Gestern noch war ich ein Wort
unter meinesgleichen.
Wo seid ihr hin? Wann kamt ihr fort?
Hört, wie wir uns schleichen!

Manchmal wird durch uns geätzt,
manchmal dienen wir zum Zwecke,
manchmal wird durch uns geschwätzt,
oft sind wir Sinnverstecke.

Was mit Leben war gefüllt,
das scheint hier zu ersticken.
Es kratzt der Pulli, der verhüllt,
den euch Bedenken stricken,

damit er euch vor Kälte schützt.
Ich will euch kitzeln, will euch zwicken,
weil dieser Mantel euch nichts nützt,
wenn sie unerkannt euch weiter schicken!

Ich vermisse euch! Kommt wieder her!
Wollt ihr das nicht kapieren?
Ich brauche euch echt und sehr,
ich will euch nicht verlieren,

noch gestern wart ihr Licht und mehr,
als die Summe eurer Teile,
heute blinkt ihr nur im Nachtverkehr,
durch den ich ras und eile.

Mir fehlt’s an Liebe? Weit gefehlt!
Nein, ich bin von Sinnen!
Ich ertrage laut, was mich leis quält –
erinnert euch! Auch ihr kamt einst von innen!

28
Jun
15

Schwanzvergleich!

„Ab in die Karre! Sitz zurück!“
scheint oft zu oberst Ziel zu sein
und Erfüllung dessen größtes Glück
im Beziehungsspielringelreih’n.

Wo man so viel von Liebe spricht,
da scheint es mir, ganz ehrlich:
befriedigt ist, wer eine bricht!
Das ist wohl recht gefährlich.

Fremde Betten halten keinen warm
und wer nichts hat, außer Moos,
der ist im Herzen kalt und arm!
Dicke Eier sieht man durch die Hos!

21
Jun
15

Ein tiefer, kühler Abschiedskuss

Manchmal lagst du vor mir da,
ich sah dich an. Es ging mir nah.
Ich sah dich und weinte los
und fragte mich, wo ist denn bloß

von eben dieses süße Kind?
Es war hoffnungsvoll, vor Liebe blind,
mit Leben in den Augen.
Es schimmerte so klarer Glauben.

Du bist gesprungen und gehüpft,
als ob die Seele frisch geschlüpft.
Kein Alter im Gesicht.
Ein Rucksack und sein Leergewicht.

Wo ist es hin? Nun ist es kalt.
Du liegst vor mir. Und wirkst nun alt.
Du schläfst so müde. Und geschlaucht.
Viel zu müde. Und verbraucht.

Ich sehe dir beim schlafen zu,
sehe Schmerzen. Keine Ruh.
Was grade wohl passiert sein muss?
Ein tiefer, kühler Abschiedskuss

und auf die Straße! Richtung Pfahl!
Mit Backstein auf dem Gaspedal
und blockiertem Lenker.
Kein Schulterblick. Kein Schwenker.

Weg! Weg! Ganz schnell raus!
Weg! Weg! Weg zu Haus!
Wie oft hast du mit der Angst gerungen?
Manchmal bist du abgesprungen,

manchmal hast du dich zu spät getrennt,
krochst aus dem Wrack, das brennt
ins Bett zu mir. Und lagst dann da.
Ich weinte, wenn ich dich dort liegen sah.

Leider weiß ich nicht genau, von wo –
ich höre nur dein Autoradio.
Du drehst es auf. Es läuft Wut.
In der Hand hälst du Glut,

Liebe, Wärme, Lust, Angst und Hitze,
Regen, Hass, Donner, Wut und Blitze,
lauter! Schneller! Richtung Ziel.
Ankommen, wo man fühlt nicht viel.

Du bist schon sehr weit nun weg,
um mich fliegen Staub und Dreck.
Ein stummer Schrei erklingt.
Der Rückspiegel zerspringt

und stimmt dich sofort mild.
Du siehst dort mein gebrochnes Bild
und lehnst dich ganz entspannt zurück.
Und fühlst nichts mehr. Zum Glück –

bis es holpert. War da was? Fuhrst du drüber?.
Du wechselst wieder in die Spur über
und verschwindest, wo die Sonne sinkt.
Und mein Herz, es winkt und winkt.

Ich hoff, du siehst uns einmal noch von dort…
…bevor der Wind aufkommt… lauf nicht fort!
Sonst bleibt dir nichts… bis zum Schluss…
…ein tiefer, kühler Abschiedskuss.

21
Jun
15

Feierabend!

Die Welt verlernt das Lachen.
Stumpfe Zähne bluten braun.
Das blaue Blut in falschen Drachen
schützt ein meterhoher Zaun,

und ich? Ich soll es lassen?
Ihr fragt mich, warum nicht?
Ich könnte es nicht mehr hassen!
Ihr urteilt? Spielt Gericht?

Ich spring nicht über Klingen
damit es euch die Kasse füllt,
ich werd nicht eure Hymnen singen,
weil das Leben laut sie brüllt!

Noch pfeifen müde Stechuhren
die Befehle auf dem letzten Loch,
noch seh’n wir Menschen spuren,
tun und machen unter’m Joch,

noch produzieren Fließbänder
Personal wie vom Band,
noch infizieren Neondeckenblender
guten Geist mit Schattenbrand,

noch halten eure Baukräne
eine Wirtschaft, die längst hinkt,
noch schippern die Transportkähne
während dieser Dampfer sinkt,

noch heilen irre Psychologen
uns die armen Kinder krank,
noch heilt ihr Sucht mit Drogen,
 noch heilt ihr ihnen ihren Willen schlank,

noch lasst ihr Bomben fliegen.
Für den Frieden? Blanker Hohn!
Noch heut‘ verliert in euren Kriegen
stolz die Mutter ihren Sohn,

noch bunkert ihr in Tresoren,
noch macht Geld die Armen arm,
noch macht das Regieren euch zu Toren,
noch hält ihre Macht sie warm,

noch existieren wir in Schichten.
Doch nun Feierabend! Er ist nah!
Ist Ende nicht! Nein! Mitnichten!
Denn am Ende sind wir da!

20
Jun
15

Eier! Wir brauchen Eier! (Frei nach Olli Kahn…)

Mit den Worten, die wir lasen,
gab man nicht mal mehr mit hin?
Heute les ich all die Phrasen,
nur was drauf steht, ist auch drin.

Mir war es, als ob dieser Funken
irgendwann mit Rauch verflog.
So hat es jedenfalls gestunken.
Das Wort wetzte sich am Monolog,

wie die Affen, die am Schleifstein sitzen.
Nun ist es lustlos. Und wirkt leer.
Es kann stöhnen. Es kann schwitzen –
doch Eier hat es keine mehr!




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