19
Jun
15

Komm! Lass uns gehen!

 

Warum gingen Winters Schneedecken,
unter Teer, Beton und Stahl,
als schmolz das weiß in grauen Ecken
uns dahin zum letzten Mal?
Warum seh ich herbstlich Blätter fallen
warum hielte ich sie gerne fest,
als wollte ich mir ihre Farben krallen,
als blieb danach nur kahler Rest?
Warum brennt sie, diese Sommerhitze,
als hätt der Himmel ausgeblaut?
Warum scheint sie wie Eisbergs Spitze,
dessen Kälte sie bald aufgetaut?
Warum scheint dieser Frühling zu erwachen,
so müd, als käm er’s letzte Jahr,
als wollt er’s nicht mehr lange machen,
als ob dies Blüh’n das Letzte war?
Warum sehe ich die Vögel ziehen
und wie die Hand zum Abschied winkt,
als würden sie vor’m Dunkel fliehen,
als ob die Sonne tiefer sinkt?

Warum sehe ich ein Kind dort spielen
und wünscht, es würd nie groß,
warum auf allen Wegen, all den vielen,
wird’s irgendwann sein Lachen los?
Warum klingen Worte mir wie Phrasen,
als ginge alles gegen nichts,
warum wurden aus Gefühlen Phasen,
der vielen Tränen angesichts?
Warum wurden Farben zu Schablonen,
warum ist für Träume hier kein Raum,
warum müssen Träume sich heut lohnen?
Leisten kann man sie sich kaum.
Warum entfaltet sich der Menschen Liebe,
führt sie in Kampf und Krieg?
Warum kämpfen sie, als ob nichts bliebe,
außer dem Gefühl vom Sieg?

Komm! Wir stellen uns dem Leben,
ganz egal, wie hoch es führt,
das wir bis zum Ende alles geben –
es wird Zeit, das es das spürt!
Komm! Die Revolution, sie ist besessen,
seit dem ersten Happen Kind!
Nun ist sie groß! Und wird uns fressen!
Mit diesem Bissen! Wie wir sind!
Komm! Wir zeigen ihr den Mittelfinger,
komm! Wir geben, was es brauch!
Komm! Wir holen aus zu einem Schwinger,
komm! Vor den Wanst! Und in den Bauch!
komm! Lass es uns nicht länger schlucken,
wie uns dieses Leben trimmt,
komm! Wir zwingen es aus uns zu spucken,
was es viel zu lang einnimmt!

Komm! Lass uns eine Mutter fangen,
die irgendwo am Boden liegt,
komm! Lassen wir sie angelangen,
mit dem Kind, das sie so wiegt,
komm! Lass uns zu dem Vater stehen,
der ihnen seinen Rücken kehrt,
komm! Wir lassen sie gemeinsam gehen,
wenn er sich mit ihnen wehrt,
komm! Lass sie diesen Baum nicht fällen,
komm! Wir retten dieses eine Blatt!
Komm! Lass uns einfach vor ihn stellen,
komm! Den machen sie nicht platt,
komm! Lassen wir doch Angst und Bange,
komm! Nehmen wir sie einfach mit,
komm und glaube mir, es dauert nicht lange,
nach dem ersten, schweren Schritt!

Komm! Lass sie doch verächtlich lachen!
Ich weiß es, wie gescheit sie sind!
Komm! Lass es uns doch trotzdem machen!
Sieh! Liebe, sie macht wirklich blind!
Komm! Lass das Paradies uns fassen!
Hier und jetzt! Nicht nach dem Tod!
Komm! Wir könnten Tote leben lassen,
hier und jetzt! Trotz all der Not!
Komm, wir malen sie auf unsre Fahnen,
die’s nicht schafften, halt nur fast,
komm! Wir lassen dieses Leben ahnen,
wir segeln nicht auf halbem Mast,
komm! Wir lassen keinen links mehr liegen!
Ihr wahrstes war das letzte Wort,
komm! Wir greifen’s auf und lassen’s fliegen,
bevor der Sturm es trägt mit fort!

Komm! Sieh mich hier alleine stehen,
ja! Ich versuche halt mein Glück!
Wo ich bin? Ich kann’s nicht sehen!
Ich weiß: Ich will nie mehr zurück,
denn ich kann nicht einfach glauben,
am Ende würd HIER alles gut.
Ja, Wahnwitz und auch lockre Schrauben
siehst du hier und Übermut
und gute Geister, die mich lang verließen
und unter’m Auge dunklen Rand.
Komm! Lass uns doch die Augen schließen!
Komm! Nimm die Fäden in die Hand!
Ich ließ das Herz als Drachen steigen,
der flog weit fort,
weil es stark windet,
doch sieh! Es kann den Weg dir zeigen,
nach harter Landung träumt’s von dort,
dass man es sucht und es sich findet!


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